Herbste
Nationalgalerie und Thomas Demand "Sprungturm" und "Brennerautobahn", 1994
Der Besuch bei Thomas Demand gestern vormittag begann als Sommermorgen, diesig und warm. Der Nationalgalerie-Schriftzug strahlte schon von weitem und ich freute mich, dass im Fenster schon meine beiden ersten Demands hingen, die aus dem Kunstforum von 1995. H. hatte auf die 3cm großen Abbildungen gezeigt und gesagt, die fände sie gut, das wär aus Papier gebaut, der Sprungturm und die Brennerautobahn, und dann fotografiert. Das konnte man erst gar nicht glauben und dann fand es jeder gut, weil jeder schon als Kind mit Papier gebastelt hat und weiß, was das für eine Frimelei ist und wie gut der Künstler das hingekriegt hat.
Die abgebildeten Dinge sehen ja aus wie echt, merkwürdig schön von Details befreit. Und wenn man genau hinguckt oder vor einem Original steht, werden sie durch das Papier zum Spielzeug, ganz leicht und sehr verletzlich und man ist froh, dass es das Foto davon gibt, bevor noch was kaputt geht. Das Papier gibt einem Macht über die abgebildeten Dinge und man bewältigt sie auch. Und man hat das Bild schon mal ganz genau angesehen, bevor man sich fragt, was eigentlich drauf ist und warum. Und das bei Fotos!
Thomas Demand, "Parlament", 2009 und Fotografen vor "Heldenorgel", 2009
Die Ausstellung ist vielleicht doch nicht richtig blöd, aber soviel Theater. Man wird schon müde bei der Beschreibung: die Legenden von Botho Strauß und die vielen Vorhänge, die den Bildern vielleicht Gewicht geben sollen und es ist ja auch schonwieder Herbst in Deutschland, wie vor 60 Jahren und vor 20 Jahren und vor 40 Jahren, aber das wäre nur ein Zufall, meinte Udo Kittelmann, Direktor der Nationalgalerie. Da wäre die nette Christina Weiß, seit letztem Jahr Vorsitzende des Vereins der Freunde der Nationalgalerie, am liebsten unter den Tisch gerutscht, glaube ich.
Auf dem Rückweg fuhr Thomas Demand in so einem Diplomatenfahrzeug an uns vorbei. (Vielleicht haben wir uns aber auch verguckt) Auf dem Zeitmagazin vorne drauf ist heute sein "Kinderzimmer", 2009 und innen ein Interview
Thomas Demand, "Nationalgalerie", Ausstellungstitel und Auto
Thomas Demand - Nationalgalerie
18. September 2009 - 17. Januar 2010
Neue Nationalgalerie / Berlin
8 Kommentare:
Botho Strauß. Ich habe ihn gehasst.
Ich fand Dich auch immer blöd, K...!
Die Ausstellung lohnt sich aber trotzdem
Das glaub ich Dir.
Das ist ja schön, dass das ZEITmagazinInterview online ist, hatte ich gestern im Zug gelesen. Merkwürdig, wie bieder der Demand so rüberkommt, passt gut zum deutschen Herbst, find ich. Egal welcher.
Ich mag die Stelle im Text, wo Gregor Schneider den Schrank vom Demand zuspachtelt:
"Ich hatte jedenfalls nach meinem Abschied aus Düsseldorf noch einige Papierobjekte in einem Wandschrank gelagert. Da lagen sie nun, und keiner traute sich ran. Ich lebte mittlerweile in Paris. Gregor wusste das und hat als eine seiner letzten Arbeiten an der Akademie den Wandschrank verputzt, fertig, aus. So viel zu künstlerischer Auseinandersetzung."
Und doll find' ich, dass ZEIT ONLINE jetzt Helvetica für die Überschriften benutzt. Das ist zwar nicht mehr so ganz der neueste Schrei, immerhin haben wir das ja schon vor Jahren gemacht (:-)))) ), aber ich seh' sie immer noch gerne.
Und so kann man schön vergleichen, wie schön 'Nationalgalerie' in Helvetica ausgesehen hätte...
Das ist gar keine Helvetica? Was denn dann? Ich guck gleich mal.
Genau die Stelle habe ich heute noch nacherzählt, weil ich sie auch so gerne mochte. Aber warum sie Antipode sein sollen, versteh ich nicht ganz.
ich hab gerade geguckt, also das bei ZEIT ist die Arial, das sieht man an dem abgeschrägten t.
Die PCs haben noch nicht alle Helvetica, deswegen nehmen die miesten zur Sicherheit die Arial.
Und ja, bieder stimmt. Ich finde auch, dass das mit den Vorhängen ganz toll passt und jedes Bild auch irgendwie ornamental macht, aber ich mag die Vorhangräume nicht, die da entstehen. Mir ist das zu instabil.
Ich hab' auch nochmal richtig geguckt, das bei ZEIT ONLINE ist also Arial. Und das, was da hängt? Das 'e' ist jedenfalls kein klassisches Helvetica-e. Vielleicht eine Unterart?
Ja, und das a ist ein typisches Arial a. Man könnte ja mal fragen.
Es gibt ja auch noch den Zeit Artikel. wenigsten mal ein kleiner kritischer Ton von Sven Behrisch
Kommentar veröffentlichen