11 Januar 2010

digitaler Raum


Webseite der Internationalen Stadt Berlin, 1994 begründet und 1998 geschlossen

In dem Interview in der FAZ, auf dass malorama vor einiger Zeit hingewiesen hatte, meinte Geert Lovink ('Internetaktivist der frühen Stunde'): "Einer der zentralen Gedanken der damaligen Zeit war die Veränderbarkeit der Identität."
Daher kommt bestimmt meine Abneigung gegen Facebook und allem, bei dem man mit seiner vollen Identität und Bildern präsent sein muss. Schon ein Blog funktioniert ja leider mit veränderter Identität schlecht oder nur kurz. Von Lovink und so hatte ich ja Internet gelernt, zusammen mit Heidi Specker, Internationale Stadt, snafu, K.H. Jeron, Jodi.org, Gerald van der Kaap, Techno ... aber ich guckte eher von außen nach innen, als andersrum.

Auch schön ist die Stelle, wo er die jetzige digitale Boheme in Berlin als Marketingphänomen bezeichnet.

Dann geht es im Interview mit der Frage weiter, warum der Einfluss der Kunst, Künstler, 'Avandgarde' auf das Internet so gering ist und mir fielen meine Internetanfänge wieder ein. Komisch, dass es keine richtige "Wo waren Sie, als"-Fragen zum Internet gibt. Wo waren Sie, als das Internet anging?
Als Kunststudentin in Hannover, so wie ich, musste man dafür zu den Designern gehen. Computer waren für Künstler nicht vorgesehen, die standen oben bei den Grafikern und ich ließ mir QuarkXpress und Photoshop von Design Studenten zeigen und machte meine Arbeit als Abschluss zur Meisterschülerin 1994 oder 1995 in dem Programm Macromedia Director.
So um diese Zeit herum wohnte ich auch für ein halbes Jahr in Berlin bei Heidi, ich glaube sie waren mit dem Grafikbüro 'Moniteurs' gerade in die Tauentzienstraße gezogen und dort gab es was Neues auf den Mac Quadras oder 7100: Mit großer Ankündigung wurde manchmal gemeinsam gegoogelt (natürlich gab es das Wort damals noch nicht). In einem komplizierten Vorgang, den nur wenige beherrschten, wurde eine Eingabemaske aufrufen, in die man einen Suchbegriff eingeben konnte, einen Browser gab es ja noch nicht und ein geheimer Algorithmus fing an zu suchen. Wo er suchte blieb unklar, auch die Ergebnisse waren nicht der Rede wert und weil es nichts zu sehen gab, passte ich auch nicht mehr richtig auf.
Auch, als ich wieder nach Hannover kam und nach Internet fragte, wurde ich in den Keller geschickt. Es waren 2 oder 3 Designer, die dort saßen, in einer eher konspirativen Atmosphäre und geredet wurde nicht viel.
1996 zog ich nach Berlin und kaufte meinen ersten Computer, das 'Netz' wurde als Raum definiert, man kam mit snafu dorthin und wurde selber auch Bewohner. Die erste Suchmaschine, die im Browser lief, war glaube ich Lycos oder Altavista, oder Yahoo.

3 Kommentare:

blaumann
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"Der Traum, im Internet ein anderer sein zu können, ist damit passé." Das ist, finde ich, ein seltsamer Traum. Und nicht schlimm, wenn er passé ist.

Anke
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Das ist wohl auch eher ein Satz aus der Rückschau. Ich kann mich nicht erinnern, dass es so ein Thema war am Anfang, aber ich kann mich an vieles nicht erinnern, es war eher selbstverständlich. Und Traum vielleicht eher, dass daraus eine Gleichheit entstand, ob reich oder arm ...

Heidi per mail, weil kommentieren nicht geklappt hat
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liebe anke, ein wahnsinn... looking back to future und kann mich kaum erinnern! lieben gruss, heidi