Green Noise

Es gibt was zu erzählen. Über unsere Expedition in das Balkon & Garten Expeditions-Heft. Wer hätte gedacht, dass wir für das 40ste Jubel-Heft selber zu unbekannten Produktionsformen aufbrechen?


©Jennifer Allora & Guillermo Calzadilla, "Under Discussion", Key Visual der ZNE-Ausstellung

Neu und Ausgangpunkt für alles, war ja die Anfrage zur Kooperation mit dem Ausstellungsprojekt "Zur Nachahmung empfohlen!" von Adrienne Goehler und Jaana Prüss. Das kommende Balkon & Garten Heft sollte ihre "Expedition in Ästhetik und Nachhaltigkeit, ästhetisch / balkonisch und gärtnerisch / aufladen". Wir wussten erst gar nicht, wie das gehen könnte und uns befiel eine tiefe Unlust den Begriff Nachhaltigkeit zu definieren und dachten lange darüber nach, mit welchem B&G Thema man auch offen wäre für kritische Positionen. Das war aber alles zu kompliziert und "Expedition" als Balkon & Garten Thema ja offen genug.

Wir überlegten dann eher, wie das Heft selbst, in Ausstattung und Gestaltung, auf die Themen reagieren könnte und redeten über nachhaltiges Design und strategischen Konsum und dachten eher so wie Oliver Geden, nur dass er es viel besser erklären kann.

Dann bestellte ich neue Umschläge für den Balkon & Garten Versand. Die, aus Direkt Recycelten Landkarten. Da werden alte Landkarten zu Briefumschlägen gefertigt und wieder verkauft. Passt ja auch gut zum Thema "Expedition". Passt sogar super! Auch zu Nachhaltigkeit. Und da war die Idee, das ganze Heft auf den Landkarten zu drucken und die Beiträge auf dem Papier expeditieren zu lassen. Die Texte und Bilder der Beiträge und die Landkarten würden sich gegenseitig erforschen und super aussehen. Theoretisch. Praktisch ergaben sich aus dieser Idee vor allem die Verschiebung des Erscheinungstermins und drucktechnische Fragen, aber auch viele andere, finanzielle auch.

Zu der normalen 150er Auflage von B&G soll ja eine extra Auflage kommen, die in dem, der Ausstellung angegliederten, Design-Shop "Lilli Green" verkauft werden soll. Vielleicht nochmal 200 oder 300 Stück. B&G ist ja ein non-profit Projekt, alle arbeiten aus Spaß mit und die Druckkosten werden fast durch den Verkauf gedeckt. Aber die Extra Auflage ist nicht mehr so einfach zu finanzieren.



Also fragten wir die DRP GmbH - Direkt Recycelte Papierprodukte. Die Idee Ihrer Direct Recycelten Landkarten sei so toll und ob sie sich vorstellen könnten mit uns zu kooperieren, da die Karten auch so gut zum "Expeditions"-Heft passten (das Fragen war natürlich nicht so einfach, sondern eher schwierig und für uns einer der größten Schritte in unerforschtes Gebiet). Herr Hagedorn jedenfalls schrieb zurück: "Wir sind gern bereit, Ihre Zeitschrift in Form einer Papierlieferung zu unterstützen." Und wir waren zu dritt: B&G, ZNE und DRP.

Letzte Woche dann waren wir bei Oktoberdruck. Bisher wurden die Hefte immer bei der online Druckerei LaserLine im Digitaldruck gedruckt. Aber dank der fast vollständigen Automatisierung kann man dort nicht einfach mit Papier unterm Arm hereinspazieren und individuelle, drucktechnische Fragen bekaspern. Ich finde diese automatischen Routine-Prozesse gut, aber dieses Mal ist das Heft alles andere als das und dazu fällt einem als erstes Oktoberdruck ein. Simone telefonierte erst mit Frau Fink und dann mit Frau Fuchs und wir dachten, das wäre ein gutes Ohmen und war es dann auch.

Wir fühlten uns willkommen und Martina Fuchs-Buschbeck und Isabelle Azrak nahmen das Projekt so offen und positiv auf, dass wir gleich ein intensives Produktionsgespräch führten, mit dem Ergebnis, dass Oktoberdruck das Heft mit seiner Kompetenz und Druckleistung unterstützen möchte. Ein Frauenprojekt, rief Frau Fuchs uns hinterher und wir freuten uns und stolperten raus in die Hitze und sind jetzt zu viert: B&G, ZNE, DRP und OD. Der Satz, der mich in dem Gespräch aber am meisten beeindruckte, war: "Also hier bekommt jeder, ob Fahrer oder Geschäftsführung, den gleichen Stundenlohn".