der Blumenladen, U-Bahnsteig Möckernbrücke
Zwischendurchbloggen
von Wolf Klein
16.03 Sonnig und warm. Ich bin noch am Putzen, da steht sie schon am Blumenladen. Die alte Frau, der größte Fan des Blumenladens. Sie ist klein, ganz dürr, nur Haut und Knochen, und alt. Sie ist toll. So möchte man als alter Mensch sein, interessiert und freundlich und fit. Und ein bisschen eigenwillig. Lippenstift und geschmickte Augen. Sie trägt so eine Art Mao-Kittel, blau. Ich mag sie sehr gern. Und sie mag den Blumenladen.
Sie hatte schon den alten Blumenladen am Dom besucht, hatte damals den Artikel in der Zeitung gelesen, und stand gleich am nächsten Tag vor der Tür. Die war verschlossen, ich hatte mich verspätet. Sie hatte fünfzehn Minuten in der eisigen Kälte gestanden, einer der kältesten Tage des vergangenen Winters, und gewartet. Und dann ein paar Blumen gekauft.
Und gestern hat sie im Fernsehen den neuen Blumenladen gesehen. Heute kauft sie ein Dutzend Schnittblumen. Und wir freuen uns beide. Sie war früher Fotografin, jetzt wohnt sie am Victoria-Luise-Platz. Sie gratuliert mir zum Fernsehauftritt. ≥Man sagt ja, wenn man im Fernsehen war, dann kriegt man überall Kredit.„
Ich fürchte, diese Weisheit ist aus einer anderen Zeit. Als das Fernsehen noch drei Programme hatte.
("Begegnungen vorm Blumenladen" sind Begegnungen des Blumenhändlers Wolf Klein. Sie erscheinen als Kolumne in Balkon & Garten und zwischendruch als Zwischendurchbloggen in diesem Blog.
Begegnungen vorm Blumenladen II
Begegnungen vorm Blumenladen II,
Begegnungen vorm Blumenladen I,
Begegnungen im Blumenladen